صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

indem man ihm seine Sprache nimmt oder sie ihm verleidet und als minderwertig erscheinen lässt. Man darf sich da nicht wundern, wenn dem Menschen dann der Trieb nach oben fehlt-er ist wie eine Pflanze, der das Herzblatt ausgebrochen ist. Pflegt man aber seine Sprache, so wird er sich an ihrem Reichtum erfreuen, sie in ihrer Eigenart wachsen lassen und in ihr ein Schrifttum hervorbringen, das zur weiteren Bindung des Volkes beiträgt. Fernerstehende werden glauben, dass durch eine solche Pflege der Einzelsprache die Verbreitung der Verkehrssprache gehindert und aufgehalten werden könnte. Das ist aber nicht der Fall, im Gegenteil. Erteilt man den ersten Unterricht in der Muttersprache, so können alle Schüler schnell dem Lehrer folgen, und man wird eine gute Elementarbildung sehr viel leichter erreichen, als wenn der Unterricht in einer Verkehrssprache erfolgt, die den Schulkindern zunächst unverständlich ist. Schwache Schüler werden überhaupt nicht folgen können, und die besseren werden unnötig aufgehalten, weil sie den Lehrer nicht unmittelbar verstehen. Wenn aber eine feste Grundlage der Volksbildung in der Muttersprache da ist, wird die Aneignung der im Lande gebräuchlichen Verkehrssprache sehr schnell geschehen, wie das die bisherigen Erfahrungen z.B. in Usambara bewiesen haben. Es bedarf dazu gar keines Zwanges, denn die Begabteren unter den Eingeborenen werden selbst darnach streben, sich diese Verkehrssprache anzueignen, da sie ja dadurch bessere Verdienstmöglichkeiten haben. Diese Aneignung ist zugleich um so ungefährlicher, je besser die Schüler in der eigenen Sprache gebildet sind und gewöhnt sind, sie auch zu schreiben. So können sie ungehindert aus dem Schatz ihrer Volksüberlieferung schöpfen, treue Glieder ihres Volkes bleiben und sich doch fremdes Kulturgut aneignen und es für ihre Volksgenossen verwerten, die der fremden Sprache nicht mächtig sind. Aus diesen Leuten kann dann die Regierung ihre Beamten, die Kaufmannschaft ihre Angestellten, die Mission ihre Lehrer und Prediger wählen. So wird der Schwerpunkt im Volkstum nicht verschoben, die Seele des Volkes nicht gespalten, sondern das Volk bleibt in seiner Eigenart verwurzelt und entwickelt daraus die neuen Kräfte, die es für die neue Zeit gebraucht. Der Afrikaner aber, der seine Muttersprache verloren hat, ist dadurch haltlos geworden und trägt Gefahren in sich, die den anderen fernliegen.

Noch bedenklicher als die Aneignung einer afrikanischen Verkehrssprache ist für den Afrikaner der Gebrauch europäischer Sprachen, wenn er ihm unvermittelt aufgedrängt wird. Man pflanzt damit in die Seele ein neues europäisches Denkzentrum, von dem aus alle Dinge, die mit Europa und den Europäern zu tun haben, gedacht werden. Aber daneben bleibt natürlich die alte afrikanische Denkweise für alle afrikanischen Dinge bestehen. Dass ein Mensch mit zwei Seelen eine gewisse Höhe der Leistung nicht überschreiten kann, ist von vornherein klar, und manche harte Urteile über die Afrikaner beruhen auf dieser Tatsache. Aber weiter ist auch handgreiflich, dass man im Umgang mit einem solchen Menschen niemals wissen kann, was er tun wird, denn man kann nicht wissen, von welchem Gedankenkreis er im einzelnen Falle abhängig sein wird, ob er europäischen oder heidnisch-afrikanischen Regungen folgen wird.

Will man diese gefährliche seelische Zerspaltenheit vermeiden, so muss die Vermittlung zwischen dem Eigenen und dem Fremden gesucht werden. Das ist aber nur möglich auf Grund einer soliden Aneignung der Bildungsgrundlagen in der Muttersprache, in einer Erweiterung dieser Kenntnisse in der Verkehrssprache des Landes und schliesslich in der vorsichtigen Aneignung europäischer Sprachen, die man aber nur den sittlich und intellektuell hervorragenden Leuten gewähren soll, denen man die Kraft zutraut, dass sie das Fremde nicht einfach hinübernehmen, sondern es sorgsam prüfen, verarbeiten und so von innen heraus sich aneignen, ohne dadurch dem heimischen Volk und seiner Art fremd zu werden. Dieser Weg ist langsam und mühselig, aber er verspricht Erfolg, und sein Ergebnis ist ebenso bedeutsam für die Zukunft der Afrikaner wie für die Aufgaben des Europäers in Afrika.

Es wäre nun durchaus irrig, zu meinen, dass der Afrikaner selbst unbedingt ein Freund dieser vorsichtig abwägenden Unterrichtsmethode wäre, im Gegenteil, je unreifer er ist, um so mehr strebt er darnach, sich schnell europäische Sprache, europäische Kleidung, europäische Geschäftsgewandtheit anzueignen. Aber es ist nicht weise, diesem Drängen nachzugeben. Die Meinung, dass es der eigentliche Zweck des Lebens ist, Geld zu verdienen, mag sich dem Afrikaner im Verkehr mit manchen Europäern aufdrängen. Ein so

unwürdiges Geschäftsgebaren, wie es der Sklavenhandel war, hat ja den Westafrikaner darüber belehrt, dass für diesen Zweck jede Regung des Gewissens und der Religion bei vielen Europäern schweigen muss, und nun ist der Afrikaner bereit, ihr Schüler zu sein. Aber jeder Freund Afrikas wird diesen Erfolg der Berührung mit Europa als verhängnisvoll erachten und wird wünschen, dass dem Afrikaner eine bessere und höhere Anschauung vom Wesen der europäischen Kultur ermöglicht wird. Zu diesem Zweck muss er aber den Weg einer soliden Durchbildung gehen, die die sittlichen Kräfte und Zusammenhänge seines Volkes nicht zerstört, sondern erhält und kräftigt. Dazu gehört die Freude an seiner heimischen Art, seinem Vaterland, seinem Volkstum, seiner Sprache.

CARL MEINHOF.

TH

AFRICAN NEGRO MUSIC

By E. M. vON HORNBOSTEL

HE purport of this article is to provide an answer to the following questions:

1. What is African music like as compared to our own?

2. How can it be made use of in Church and School?

The answer might be as brief as the questions:

1. African and (modern) European music are constructed on entirely different principles, and therefore

2. they cannot be fused into one, but only the one or the other can be used without compromise.

The attention of most of my readers will only be engaged by the second of these points as being one of practical interest, while the first is of a more theoretical nature. But my second answer being only a conclusion drawn from my first one, I shall have to support it by entering on some theoretical detail; it will not, therefore, be possible to keep altogether clear of musical technicalities. Readers who feel alarmed at the idea of having to find their way through analyses of this kind, or to read music, may safely confine their attention to the last section; as for the preceding ones, they will, it is hoped, be indulgent towards the author, granting him that it would be difficult to state a thing without speaking of it.

I. PHONOGRAPHIC RECORDS

New and unusual phenomena call forth two contrasting tendencies in our minds both of which falsify the real facts. On one hand we look at things in our own way and assimilate them to things we know. On the other hand obvious outward differences at first sight strike us so much that we even exaggerate them-overlooking, hereby, essential but less obvious features. Woodcuts in old cosmographies and travellers' books show bodies depicted in the fashion of the day made to represent Negroes simply by thickening the lips, flattening the nose, and blackening the skin. The portenta of the Middle Ages—

bodies lacking head or trunk or one leg or having a cyclop's eyehave outlived even the age of exploration. The ear is deceived as easily as, or even more easily than, the eye: how many people indeed can repeat a folk-song even of their own country without mistake? How many can distinguish a melody by Bach from one by Schumann? While our visual perception has been corrected by the photographic plate and film in many respects, our insight into foreign music can be said to be due altogether to the phonograph. Our knowledge of it, therefore, hardly goes back fifty years' and, accordingly, can be neither extensive nor thorough. The few thousand phonographic records hitherto collected in museums and archives are only a beginning; they are haphazard fragments instead of giving a general view. What we need above all is to register systematically the musical material of all the peoples of the world by means of the phonograph. This could be done with comparatively little trouble and expense provided that contributions were made by all those who have opportunities for collecting music, especially by missionaries who stay in foreign countries for a long time, and get into close contact with the natives. The advantages of the phonograph appear to be not yet universally known. The phonograph, i.e. a machine which registers sounds on cylinders, is small, portable, and cheap, and records music, especially song, with quite sufficient accuracy. (Gramophones, i.e. machines which register sounds on discs, yield better acoustic results, but cannot be used in field work, being too large, heavy and expensive, and too complicated to work.) In contrast to the manipulation of cameras, that of phonographs is so easy that anybody can handle them at once without having technical skill or musical knowledge. The method is still imperfect in so far as it does not permit of making records by stealth and from a distance; the singer has to sing straight into the horn of the machine, and it must be kept in mind that even loud sounds produced near the side of the horn are not registered.

1 The phonograph was invented by Edison in 1877. It was used in ethnological field-work in 1891 by W. Fewkes who worked with Zuñi-Indians; these records were transcribed by B. J. Gilman (Journ. Amer. Archaeol. and Ethnol., i, 1891). • Phonographic outfits in boxes for tropical use can be had on hire from the Berliner Phonogramm Archiv, Schloss, Berlin C 2, or bought from the Photozentrale Wira G. m. b. H., Karlstr. 33, Berlin N.W. 6, for 200-300 marks.

2

« السابقةمتابعة »