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AFRIKANISCHE VÖLKERNAMEN IN

EUROPÄISCHEN SPRACHEN

VON W. WANGER

UF Karten und in der Literatur herrscht offensichtliche Verschiedenheit in der Schreibung der Völkernamen, die im Titel angedeutet sind. Eine kleine Auslese möge uns das vergegenwärtigen. Um sie möglichst anschaulich zu machen, setzen wir die einheimische und die europäische nebeneinander, wobei ich mir vorgreifend erlaube, den Anfangsbuchstaben des Stammes gross zu schreiben.

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Gemäss dem Prinzip, das der Schreibung in der ersten Kolumne zugrunde liegt, müssten die Wörter der zweiten lauten: Tebele, Shona, Lunda, Mbo, Suto. Oder nach dem Muster der zweiten Kolumne müssten die Namen der ersten folgende Form annehmen: Amazulu oder Mazulu, Amaswazi oder Maswazi, Amaxosa oder Maxosa, Ovaherero, Abatembu oder Batembu.

Nachdem der Verfasser mit sich selbst über die vorliegende Frage ins reine gekommen war, lag es in der Natur der Sache darauf zu achten, wie andere Autoren sich zu ihr stellen. Von dem, was mir unter die Augen kam, sei Einiges angeführt.

I

Vor mehr als fünf Dezennien gab Endemann seiner Grammatik den Titel Grammatik des Sotho (Suto, Sutu). Ihm lautete also der Nominativ zu diesem Genitiv nicht das Basuto (vgl. das Bantu), noch auch das Sesuto (vgl. das Kiswahili). Hierzu erklärt er: 2 Ich lasse, der Regel folgend, nach welcher bei Übertragung von fremden Namen das der Flexion Angehörige wegfällt, im Deutschen die Präfixe des Sotho weg. Würde dies allgemein beobachtet, dann 1 von Karl Endemann, Berlin, 1876.

2 S. 1.

würde man nicht mehr geschrieben finden " der Bassuto, der Betschuana" u.dgl., was ebenso ist, als ob man im Nom. Sing. sagen wollte der Preussen, der Deutschen", was doch für einen gebildeten Menschen unerträglich sein muss.'

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Vor etwas über eineinhalb Dezennien schrieb Roehl : I NtuSprachen, die bisher Bantu-Sprachen genannt werden. Da jedoch die neuere afrikanische Sprachforschung dahin neigt, im Deutschen die Bantu-Präfixe wegzulassen, also beispielsweise nicht mehr von Waschambala, Baganda, Betschwana, Amaxosa etc. bzw. Kischambala, Luganda, Setschwana, Isixosa etc., sondern einfach von Schambala, Ganda, Tschwana, Xosa etc. redet und durch den deutschen Artikel bestimmt, ob ein oder mehrere Leute, oder ob Sprache, Sitte etc. gemeint ist, also: "der Schambala ", ein Mufambala, “die Schambala" verschiedene Wafambala, " das Schambala " Kifambala, d.i. Schambala-Sprache, -Sitte etc., ich sage, bei dieser heute sich immer mehr verbreitenden Praxis in der deutschen Ausdrucksweise die üblichen Ntu-Präfixe wegzulassen, sollte man so konsequent sein, auch bei der Bezeichnung: "Bantu-Sprachen ", "Bantu-Neger" etc. das übliche Präfix ba- wegzulassen, und einfach Ntu-Sprachen, Ntu-Neger etc. sagen. . .; denn es ist kein Grund einzusehen, warum man, wenn man statt Baganda nun Ganda sagt, nicht statt Bantu auch Ntu sagen soll.'

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Acht Jahre später schrieb Werner: 2 ... we sometimes give a double plural to an African word, as when we speak of "the Basutos the Mashonas", or use a plural for a singular, as "a Basuto", "a Bechwana "—the singular in these cases being Mo-suto, Mo-chwana. Besides these prefixes indicating singular and plural, there are others indicating the language (as Ki-swahili, Lu-ganda, Se-chwana, Chi-nyanja) and the country (as U-kami, Bu-ganda, etc.), varying, of course, with different tribes. we shall uniformly... use the names of languages without prefix, as Chwana, Ganda, Swahili, etc.' Werner teilt also Roehls Standpunkt, nur zieht sie die Konsequenz für Bantu nicht. Was nun meine eigene Stellungnahme zu der vorliegenden Frage

...

1 Roehl, Karl: Versuch einer systematischen Grammatik der Schambalaspracke, Hamburg, 1911, S. 2. 2 Werner, Alice: Introductory Sketch of the Bantu

Languages, London, 1919, S. 13.

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,

anlangt, so fiel mir vor allem die Systemlosigkeit auf, wie sie in der kleinen Tabelle eingangs veranschaulicht ist. Sodann beleidigten mein afrikanisch geschultes Ohr Bildungen wie die Basuto, die Matebele' usw., oder im Englischen, the Basutos, the Matebeles usw. Wozu die doppelte Pluralbildung, im Deutschen ausser 'die' noch die afrikanischen Plurale ba und ma, im Englischen ausser diesen ba und ma noch das englische Plural-s? Dazu sagte ich mir, wenn die Basuto nicht angeht, geht die Bantu ebensowenig an. War dieser unbegründete Pleonasmus schon schwer erträglich, so störte mich noch mehr der Widersinn von 'ein' oder ' der Basuto', ‘ein' oder der Betshwana', 'ein' oder 'der Matebele'. Unmittelbar neben den Singularen ein und der bleiben die Plurale ba und ma stehen. Die entsprechende englische, französische, italienische usw. Ausdrucksweise wirkt nicht minder störend. Auch hier sagte ich mir wieder, wenn ein oder der Basuto einen Widersinn in sich schliesst, so auch ein oder der Bantu. Wo möglich noch mehr stiess ich mich an 'das Bantu', 'the Bantu' usw. als Bezeichnung der Sprache. Man müsste gleicherweise das Basuto, das Matebele, das Ovambo' usw. sagen.

Seitdem ich mich gelentlich der Abfassung des ersten Bandes meiner Scientific Zulu Grammar intensiver denn je mit dem Problem der sogenannten Klassenpräfixe beschäftigte, war ich in der Lage, mir auch über die vorliegende Frage streng wissenschaftlich Rechenschaft zu geben. Ich war zu der Erkenntnis gelangt, dass diese Klassenpräfixe nichts anderes sind, als was die Sumerologen treffend als Determinative ansprechen.2 Diese Determinative sind Bestimmungszeichen, Nenner von bestimmten Kategorien, von Gedankenreihen, in welche die Sumerer wie die in Frage stehenden Afrikaner und die Lepcha (Sub-Himalaya) alles Seiende eingesetzt haben. Sie sind von Haus aus Nomina. Mu nebst all seinen Varianten besagt 'Mensch', 'Person'. Trombetti 3 identifiziert wohl mit Recht das Determinativ ba mit ba zwei'. Unbeschadet dieser Herkunft besteht jedoch kein Zweifel, dass die betreffenden Völker heute ba mitsamt all seinen Varianten als Plural zu mu empfinden im Sinne von 2 SZG. S. 57.

1 Stuttgart, 1927, Abkürzung SZG. 3 Trombetti, Dr. A. I numerali africani e mundapolinesiaci in Festschrift P. W. Schmidt, S. 139.

'Personen'. Li im Sinn von 'Person' habe ich mit Ntu -lu 'Person' identifiziert. Wir dürfen also mit Recht annehmen, dass das ma bei Völkernamen nichts anderes ist als der Plural zu Personen-li und demnach' Personen' bedeutet, ebenso wie ba. Ein anderes Determinativ, das uns hier interessiert, lautet in den einen Sprachen ki, in den anderen si, und bedeutet Sprache '.2

Die in Frage stehenden afrikanischen Sprachen bilden also die Wörter, die uns als Substantive geläufig sind, durch Zusammensetzung: Nomen + Nomen, nämlich Determinativ + Stamm, z. B. mo -Suto, Person-Suto, ba -Suto, Personen-Suto, mu -Ntu, Person-Ntu, ba -Ntu, Personen-Ntu. Die primäre Funktion der Determinative ist die oben angegebene: eine bestimmte Kategorie zu benennen. Zugleich versehen sie eine sekundäre, nämlich die Zahl anzugeben, Singular und Plural.

Die Frage stellen, ob unsere europäischen Sprachen ihre Substantive auch so bilden, heisst sie verneinen. Die indo-europäischen Sprachen arbeiten nicht mit Determinativen, sie haben keine Nenner für bestimmte Kategorien im afrikanischen Sinn. Sie teilen alles Seiende geschlechtlich (männlich und weiblich) und ungeschlechtlich (Neutrum) ein. Die Zahl geben sie nicht mit Determinativen an, da sie keine besitzen, sondern mit ihren Artikeln oder Endungen, die primär Geschlechtliches oder Ungeschlechtliches bezeichnen. Aus diesem elementaren Unterschied ergeben sich Konsequenzen in der Ausdrucksweise. Der Zulu sagt z. B. (mu-Hans) uHans, PersonHans, i-si-godi, Platz-Tal, i-si-Zulu, Sprache-Zulu. Der Deutsche sagt nicht Person-Hans, Platz-Tal, Sprache-Zulu, sondern einfach Hans, Tal, das Zulu (wie das Latein) oder die Zulusprache. Ebensowenig sagen wir gleich dem afrikanischen mo-Suto Person-Suto, noch gleich ba-Suto Personen-Suto, sondern ein oder der Suto, die Suto oder unbestimmt Suto. In ganz derselben Weise sagen wir im Deutschen nicht wie der Afrikaner mu-Ntu Person Ntu, sondern ein oder der Ntu, noch gleich ba-Ntu Personen-Ntu, sondern die Ntu oder unbestimmt Ntu.

Um die Sprache zu bezeichnen, setzen die in Frage stehenden Afrikaner nicht ba, sondern, wie wir oben gesehen, meist ki oder si I SZG. S. 70.

2 SZG. S. 82.

vor den Stamm. Diese Konstatierung genügt, um ba in das Bantu' als unberechtigt zu erweisen. Nicht minder scharf zeigt die wörtliche Übersetzung von das Bantu': das Personen-Ntu, die Unmöglichkeit einer solchen Ausdrucksweise.

Ein Stück Ntu-Philologie und der uns ohnehin geläufige Sprachgebrauch im indo-europäischen Gebiet sind die zwei ausschlaggebenden Momente, von denen aus an die Lösung der vorliegenden Frage herangetreten werden muss, um zu einer den wissenschaftlichen Anforderungen entsprechenden Schreibung der bezüglichen afrikanischen Völkernamen in europäischen Sprachen zu gelangen. Ist man aber einmal zu einer solchen Schreibung gelangt, so ist es Sache systematischer Konsequenz, sie in allen Fällen gleichmässig durchzuführen.

Man mag wohl einwenden, es habe schon seine Zeit gekostet, bis sich Bantu eingebürgert habe, und jetzt sei es doch schon geraume Zeit her, dass dies erreicht worden ist. Warum also noch einmal ändern? Erstens handelt es sich bei der ganzen Ntuistik nicht um Jahrhunderte und noch weniger bei dem Worte Bantu um einen jahrhundertelangen Gebrauch; es kann nur auf wenige Dezennien zurückblicken. Zweitens ist es keine Änderung von Wort zu Wort, sondern von Form zu Form ein und desselben Wortes. Drittens, wenn jemand an Bantu als etwas ihm Geläufigen, ja vielleicht Liebgewordenen festhalten will, so gibt es keine Polizeigewalt, um ihn daran zu hindern. Wenn es aber eine moralische Macht gibt, die einem Ntu für Bantu aufzwingen kann, so heisst sie Wissenschaftlichkeit verbunden mit systematischer Konsequenz.

Was für Ntu statt Bantu gilt, gilt auch für Tebele statt Matebele, für Tshwana statt Bechuana usw.

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Das Ohr und den Sinn eines Nicht-Ntuisten wird es freilich nicht beleidigen, wenn er das Bantu' liest oder schreibt. Ihn kümmert es auch nicht, dass Mashona (maShona) neben Zulu (amaZulu) gebraucht wird. Wandel kann nur geschaffen werden, wenn wir Ntuisten den Geographen, Kartographen, Historikern und Ethnologen, kurz Schriftstellern aller Art zu Führern werden. Halten wir an wissenschaftlich fehlerhafter und sinnwidriger Schreibung fest, so werden eben diese Fehler und Sinnwidrigkeiten verewigt werden.

Ee

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